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Herstellung von Leinen-Tischdecken & Leinen-Servietten

Im folgenden haben wir für Sie Informationen über die Leinenherstellung zusammengetragen. Wir versuchen dabei einen Überblick zu geben, wie Leinen in alter Zeit gewonnen und zu Leinen-Tischdecken oder auch Leinen-Servietten verarbeitet wurde. Das ursprüngliche Zentrum der Leinenweberei in Deutschland lag sogar bei uns in Westfalen. Die für diesen Artikel benutzte Literatur sowie allgemeine Literatur zur Herstellung von Leinen für Leinen-Tischdecken und Leinen-Servietten finden Sie am Ende des Artikels. Die meisten Bücher sind in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster einsehbar.

 

Aus Flachs wird Leinen —
aus Leinen werden Leinen-Tischdecken und Leinen-Servietten

Die Kulturpflanze Flachs ist bereits seit dem 2. Jahrtausend vor v.Chr. im Mittelmeerraum verbreitet; über Spanien kam der Flachs, aus dem schon zu früher Zeit auch Leinen-Tischdecken hergestellt wurden, nach Westeuropa. Die Flachspflanze zählt zu den ältesten von Menschen kultivierten Pflanzen und findet bis heute bei uns im westlichen Europa aufgrund der mäßig warmen Sommertemperaturen und des milden Klimas sLeinen-Tischdecken mit feinem Hohlsaumehr gute Wachstumsbedingungen. Die Pflanzenblüte ist blau oder weiß, ihre Samen werden Leinsamen genannt.  Sie sind die Grundlage für unsere Leinen-Tischdecken und Leinen-Servietten. Mit Leinen (griech. "linon", lat. "linum"= "Lein") wird somit die Leinfaser der Flachspflanze bezeichnet und damit das aus ihr gefertigte Gewebe oder Tuch, dass auch Leinwand oder Linnen heißt. Ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde das Leinen in vielen Bereichen durch die Baumwolle praktisch verdrängt. Heute aber gewinnen Leinenstoffe als ökologische Naturfasern wieder an Bedeutung und Beliebtheit. Flachsfasern zeichnen sich durch eine hohe Reißfestigkeit aus, weshalb sie auch so gut für die Textilherstellung, insbesondere von Leinen-Tischdecken, geeignet sind. Das aus der Flachspflanze hergestellte Gewebe wird Leinen oder Leinwand genannt. In früherer Zeit wurde Leinen nicht nur für Leinen-Bekleidung oder Leinen-Tischdecken verwendet, es diente unter anderem auch zur Fertigung von Schiffsegeln. Für die Leinen-Produktion werden die Bastfasern genutzt, die sich im Rindengewebe der Flachsstengel befinden. Diese ca. 30-90 cm langen Fasern wurden in früherer Zeit in einem sehr intensiven und aufwendigen Arbeitsprozess gewonnen.

Die Aussaat von Leinsamen für die Herstellung von Leinen-Tischdecken

Die Aussaat des Flachses, der später für die Herstellung von Leinen-Tischdecken genutzt wird, erfolgt im norddeutschen Raum Ende April bis Anfang Mai. Der Flachs ist eine einjährige Pflanze und muss jedes Jahr neu gesät werden. Als Saatgut wird seit dem 16./17. Jahrhundert Leinsamen verwendet. Nach einigen Tagen geht der Samen auf, der dann beständig von Unkraut freigehalten werden muss. Das Flachsjähten war in alter Zeit eine mühsame Arbeit, galt doch das Sprichwort: "Schlechter Flachs gibt kein gutes Garn". Ungefähr 100 Tage nach der Aussaat, zumeist zum Ende des Monats Juli, ist der Flachs reif, wenn die Blätter gelb werden und sich die Stengel zeisig-gelb färben, zu diesem Zeitpunkt sind die sich im unteren Drittel befindlichen Blätter bereits abgefallen. Dann kann die Ernte des Flaches beginnen: Hierbei werden die Pflanzen nicht gemäht, sondern mitsamt Wurzeln ausgezogen. In alter Zeit wurden die einzelnen Flachsbündel dann zum Trocknen zumeist noch einige Tage auf dem Feld aufgestellt, bevor sie eingeholt wurden.

Die Gewinnung von Flachsfasern für Leinen-Tischdecken

Um die Flachsfasern zu gewinnen, werden zunächst die Samenkapseln ausgedroschen und dann in Ölmühlen zu Leinöl ausgepresst. Das Riffeln kann aber auch im Anschluss an die Röste erfolgen. Die Flachsstengel werden danach wieder gebündelt und in Wasser gelegt. Die Feuchtigkeit beschleunigt den Verrottungsprozess und löst die Leimsubstanz zwischen den Bastteilen und den Holzteilen der Flachsstengel. Diesen Vorgang, der zirka 10-14 Tage beansprucht, bezeichnet man als "Rösten", "Röthen" oder "Rotten". Die Rotte sollte zum richtigen Zeitpunkt unterbrochen werden, um die Fasern selbst nicht zu schädigen. Danach werden die Flachsstengel zum Trocknen ausgebreitet und in regelmäßigen Abständen immer wieder gewendet. Sobald die Stengel brüchig werden, schichtete man ihn zu Bündeln und setzte bei guter Witterung den Trocknungsprozess an der Sonne fort. Auf großen Bauernhöfen gab es hierfür spezielle Flachsdöröfen.

Das Boken der Flachsstengel für die Leinen-Gewinnung

Die Leinengewinnung für Leinen-Tischdecken setzt sich nach der Röste dann im sogenannten "Boken" der Flachsstengel fort. Hierfür wird das Stroh gebrochen: Dabei schlägt man mit einem auf der Unterseite gerillten Klopfholz auf einem Holzklotz liegenden Flachsstengel, um die holzigen Stengelbestandteile weichzuklopfen und die hölzernen Teile von den Flachsstengeln zu entfernen. Größere Mengen Flachs konnten nicht in Handarbeit so bearbeitet werden, sie wurden zur Bokemühle oder Roßmühle gebracht und dort mit Pferdestärken weich geschlagen.

Das Spinnen der Leinwand für Leinen-Tischdecken

Leinen-WebstuhlBeim Spinnen werden einzelne Fasern so zusammengedreht, dass ein möglichst gleichmäßiger feiner Faden entsteht. Dieser ist für Leinen-Tischdecken besonders wichtig. Verwendet wird zum Spinnen eine Spindel, ein zirka 30 cm langer Holzstab, der durch Drehung um die eigene Achse den an ihr befestigten Faden verdrillt.  Dieses uralte Spinnverfahren ist in Mitteleuropa bereits für die Jungsteinzeit (5000-2000 v. Chr.) belegt. Erst im Mittelalter erfolgte eine Mechanisierung des Spinnvorganges in Form eines Handspinnrads, wobei das Spinnen und Aufwickeln des Fadens zunächst noch nacheinander geschah. Erst mit der Entwicklung des Flügelspinnrads um 1480 konnte dann das Spinnen und Aufwickeln des Garns in einem Arbeitsgang durchgeführt werden. Der gesponnene Faden wurde auf einer Haspel aufgewickelt. Die Haspel gleicht dabei einem Speichenrad, das anstelle des Reifens kleine Querhölzer trägt, die das Garn aufnehmen. 60 Fäden bilden dabei seit alters her ein Bind, 20 Bind sind ein Stück.

Das Weben von Leinen-Tischdecken

Beim Weben von Leinwand für Leinen-Tischdecken und Leinen-Servietten werden die Fäden rechtwinkelig miteinander verkreuzt. Dabei werden zunächst die sogenannten Kettfäden parallel zueinander in gleichen  Abständen gespannt. Die sogenannten Schussfäden werden von der Seite jeweils abwechselnd über und unter den Kettfäden hergeführt. Dieser wird auch als "Einschlag" "Schußfaden" oder abgekürzt als "Schuß" bezeichnet. Die Kreuzung der Fäden wurde bereits in alter Zeit durch den Webstuhl sehr erleichtert: Mit Hilfe von Hebebäumen und Schäften wurden die Kettfäden abwechselnd angehoben und gesenkt. Das Webschiffchen mit dem Schußfaden konnte so schnell durchgeführt werden. Dabei musste die Weberin jeden Faden nach jedem Wurf fest gegen das schon fertig gewebte Leinen klopfen. Leinen kann bis weit über 30 Prozent an Luftfeuchtigkeit aufnehmen und diese Feuchtigkeit auch schnell wieder mit der Umgebungsluft austauschen. Auf diese Weise wirkt es kühlend und wärmend zugleich und ist vor allem für Sommerbekleidung ein optimaler Stoff. Die Leinenfaser ist extrem reißfest und unelastisch, weshalb es auch sehr knitteranfällig ist. Die große Reißfestigkeit macht das Leinen strapazierfähig, aber auch anfällig gegenüber Reibung. Es sollte daher in der Wäsche nur gestaucht und nicht gerieben werden. Leinen und auch Leinen-Tischdecken sind stark und müssen nicht nachgestärkt werden. Leinen ist gegen viele Waschlaugen und Waschmittel unempfindlich und kann sehr heiß, wenn es noch feucht ist, gebügelt werden. In den Wäschetrockner sollte man Leinen und auch Leinen-Tischdecken jedoch nicht geben, da die trockene Hitze das Gewebe nachhaltig schädigt.

Das Bleichen der Leinwand für Leinen-Tischdecken und Leinen-Servietten

Die Leinwand wurde dann in einer Holzaschenlauge oder Seifenlauge gekocht, die dann in vielen mühsamen Spülgängen wieder ausgewaschen wurde. Auf diese Weise wurde das Lignin, der Faserleim aus der Leinwand entfernt, doch erst durch das Bleichen in den Sommermonaten von Mai bis Juli erhielt die Leinwand dann ihre eigentliche helle Farbe.  Die Bauern bleichten ihr Leinen zumeist selbst, indem sie die gesäumte Leinwand in Bahnen auf Wiesen ausbreiteten und regelmäßig mit Grabenwasser besprengten. Die Leinwand wurde wieder und wieder mit Wasser begossen und bleichte dann über Stunden in der Sonne. Die bei der Rasenbleiche einsetzenden chemischen Prozesse werden bis heute in modernen Wasch- und Bleichmittel künstlich nachgeahmt. Beim letzten Trockenvorgang im heißen Sommer-Sonnenlicht wurden dann die letzten Falten aus der Leinwand sorgfältig ausgestrichen, die Leinwand glattgezogen und schließlich zusammengerollt, bevor sie weiter verarbeitet, z.B. zu Leinen-Tischdecken, werden konnte. Bei der gewebten Leinwand an sich gibt es große Unterschiede von sehr fein gewebt bis hin zur groben Sackleinwand, wie sie für Getreidesäcke in alter Zeit wegen ihrer großen Reißfestigkeit verwendet wurde. Unterschieden wird auch zwischen gebleichter und ungebleichter Leinwand, glatter oder gemusterter und auch gefärbter und ungefärbter Leinwand. Der größte Teil der gewebten Leinwand wurde von vielen Bauern verkauft, von besonders hochwertigem, feiLeinen-Servietten gewebten und hell gebleichtem Tuch wurden Leinen-Tischdecken hergestellt. Der Verkauf von Leinen erfolgte über fahrende Händler, die den Stoff im Ballen unzerschnitten aufkauften und überregional vermarkteten. Einen Teil des Leinens behielten die Bauern auch selbst, oft wurde es, weil es so wertvoll war, den Mädchen des Hauses später als Aussteuer bei der Heirat mitgegeben. Das Leinen und die Leinen-Tischdecken und andere Tischwäsche wurden in alten Eichentruhen gelagert, die luftig und trocken sein mussten, damit das Leinen nicht mürbe wurde. Ein alter Spruch umschreibt dies: "Mit Fleiß gesponnen, gebleicht am Bronnen, gewebt zu Linnen, liegt still hier innen." (aus M. Fasse, Von Flachs und Leinen in alter Zeit. Berichte und Bilder, Dokumente und Überlieferungen, Rheda-Wiedenbrück 1989, S. 91.) Der Wäscheschatz, der gelagert wurde, galt als sehr hohes Gut: Leinen-Tischdecken mit Hohlsäumen, Leinen-Tischdecken mit Spitzeneinsätzen, wertvolle Stickereien auf Leinen-Tischwäsche und Bettwäsche, Leinen-Servietten mit Briefecken, Zierkissen und Paradekissen wurden hier aufbewahrt und waren Zeichen des Wohlstandes und Reichtums einer Familie. Die einzelnen Wäschestöße in den alten Truhen und Schränken wurden traditionell mit Bändern zusammengehalten.

Für diesen Artikel genutzte Literatur:

  • Fasse, Marianne, Rund um Flachs und Leinen, Sprichwörter und Redensarten, Volksglaube und Brauchtum, Gedichte, Lieder und Märchen aus der Spinnstube, Münster 2003.
  • Fasse, Marianne, Von Flachs und Leinen in alter Zeit, Berichte und Bilder, Dokumente und Überlieferungen, Rheda-Wiedenbrück 1989.
  • Schoneweg, Eduard, Das Leinengewerbe in der Grafschaft Ravensburg. Ein Beitrag zur niederdeutschen Volks- und Altertumskunde. Nach der Ausgabe von 1923 ergänzt um einen Beitrag von Heinz Potthoff, Das Ravensbergische Leinengewerbe im 17. Und 18. Jahrhundert und ein Verzeichnis der mundartlichen Fachausdrücke, herausgegeben von Ernst Helmut Segschneider, Osnabrück 1985.
  • Diers, Hedwig, Die schönsten Leinen-Stickereien, Münster 1993.

Weitere Literaturhinweise zur Leinen-Herstellung:

  • Eduard Schoneweg, Das Leinengewerbe, ein Beitrag zur niederdeutschen Altertumskunde, Osnabrück 1985.
  • Ottfried Dascher, Das Textilgewerbe in Hessen-Kassel vom 16. bis 19. Jahrhundert, Marburg 1968.
  • Heinrich Hahn, Geschichte der Handweberei im Schlitzerland, Schlitz 1978.
  • Will Erich Peuker, Die schlesischen Weber, Darmstadt 1971.
  • Klaus Tidow, Die Leinenweber in und um Neumünster, Neumünster 1976.
  • Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde, 27. Band - 1987/88, Textilarbeit.
  • Hans Michel, Die hausindustrielle Weberei Deutschlands, Entwicklung, Lage, Zukunft, Jena 1921.

Interessante Links zur Leinen-Herstellung:

 

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